Seit ca. zwei Jahren schreibe ich an einem neuen Buch: Monologe mit Marta. In diesem Buch vermischt sich Biografisches mit Fiktivem - das ist eine Art zu schreiben, die ich sehr gern mag. Für die Leser:in ist es wahrscheinlich ein bisschen anstrengend, weil nie klar abgegrenzt ist, wo Wahres in Fiktives übergeht. Monologe mit Marta - es sind zum Teil Gespräche mit einem Gegenüber und auch da ist nicht klar, ob es dieses Gegenüber überhaupt gibt, oder ob es nicht in Wahrheit Monologe sind. Es ist auch eine Geschichte über das Alt sein, darüber, sich selbst Rechenschaft abzulegen und eine Geschichte mit vielen Fragen.
Und jetzt hänge ich mal wieder fest ... wie so oft. Quäle mich Zeile um Zeile weiter und weiß schon beim Schreiben, dass aus Gequältem nichts Gutes entsteht ... Geduld war noch nie meine Stärke.
Leseprobe:

Jahre später kam ich zurück in das Haus aus rotem Stein. Ich hatte mein buntes Leben fast zu Ende gelebt, die Kinder waren fort gezogen und der letzte Hund begraben.
Am Haus hatte sich nicht viel verändert. Die Stachelbeeren am Strauch waren vertrocknet, die Katze war eine andere, schwarz und scheu schlich sie herbei und beäugte mich. Ich stellte ihr ein Schälchen mit Milch hin, und sie machte sich gierig darüber her.
Es war kühl geworden, der Herbst weit fortgeschritten, und ich nahm die Jacke vom Haken, schloss die Gartentür und machte mich auf einen ersten Gang über die Felder.
Ich war der Menschen müde geworden, so viel Gedankenlosigkeit war mir begegnet, selbst hier hatte jemand seinen Müll achtlos ins Feld geworfen. Wie gleichgültig muss man sein? Haben die Leute keine Kinder – denken sie nicht an morgen? In was für einer Welt wollen sie leben?
Ich blickte um mich. Von hier aus sah das Dorf aus wie in den alten Zeiten, flach hoben sich die Reet gedeckten Dächer hinter den Pappeln heraus und vor meinem inneren Auge zog ein beladener Pferdewagen über die hölzerne Brücke, die unter den Holzrädern rumpelte wie diejenige aus meiner Kindheit.
Der Wind frischte auf, es dämmerte und ich machte mich auf den Heimweg.
Es wäre doch schön, noch einmal einen Hund zu haben, der mich auf meinen Wegen begleitete. Es sollte kein junger Hund sein, dafür war ich zu alt. Vielleicht wüsste Marta, wer einen abzugeben hätte.
Marta. Sie hatte mir einst den einen besonderen Hund geschenkt. Aber das stimmt nicht. Ich hatte ihn gefunden, oder vielmehr hatte er mich gefunden.
Die schwarze Katze hatte offensichtlich erwogen, dass keine Gefahr von mir drohte. Vier Junge hatte sie mitgebracht und alle sangen das Hungerlied. Sie flüchteten, als ich mit der Futterschale aus dem Haus kam, wagten sich aber gleich wieder hervor und knusperten die trockenen Krümel.
Diese erste Nacht war tiefschwarz und traumlos.
Als ich am nächsten Morgen nach den Katzen schaue, sitzt Marta auf der Bank neben der Tür.
Marta, sage ich, ich bleibe jetzt hier.
Heißt das, du bist Zuhause?, fragt sie.
Zuhause ist ein schweres Wort, sage ich und sie nickt.
Und deine Kinder?, will sie dann wissen.
Über meine Kinder möchte ich nicht sprechen. Noch nicht.
Ich betrachte Marta von der Seite. Sie scheint kaum älter geworden zu sein in den ganzen Jahren. Muss sie nicht zur Schule? ...