Algarve Blues

Algarve Blues

Roman, 2015, Amazon CreateSpace, © edition eiva 2015
349 Seiten, ISBN-13: 978-1515122142 - erhältlich bei Amazon - auch als ebook
Laura will leben, nicht nur funktionieren. Eine Liebe im Urlaub lässt  sie  hoffen - aber Laura hat Grundsätze: die Familie lässt man nicht im Stich. Aber dann kommt alles ganz anders ...
In einer deutschen Kleinstadt hier und heute spielt ein Teil der Handlung. Und es lockt die Sonnenküste Portugals, die Algarve mit ihrem Licht, den freundlichen Menschen, und einer sehnsuchtsvollen Liebe.
Ein Roman zwischen Love und Landscape, zwischen Ernst und Unterhaltung.
Auf dem Fährboot hatte der Mann einer Touristengruppe die Muschelgärten gezeigt und die Muschelzüchter, die ihre Boote mit einem Sandberg derart füllten, dass man meinen konnte, sie gingen gleich unter. Er hatte die Gezeiten erklärt und dann zeigte er zum entfernten westlichen Ufer auf »unsere« Provinzhauptstadt Faro.
Laura hörte zu. Als der Mann zu ihr herüberschaute, sah sie aufs Wasser. Der Mann wirkte jugendlich, hatte eine so nette Art zu lachen und sich die langen Haare aus der Stirn zu wischen. Dann und wann blitzte ein Blick herüber, sodass es ihr fast schien, als würde er ihr von den Fischern erzählen wollen. Laura fragte sich, wie er wohl lebte und welcher Nationalität er sei, er sprach zu den Urlaubern fließend deutsch und englisch, aber mit den Schiffern ebenso geläufig portugiesisch.
»Langweilen Sie sich? Dann helfen Sie mir doch streichen! Es kostet nichts, ich bin ja nicht Tom Sawyer«, sagte der Mann auf Deutsch, der dort zwischen anderen Booten an seinem Segelboot herumkratzte. Sprach‘s und wedelte mit einem Pinsel vor ihrer Nase herum. Ihre vielen Fragen hatten ihn wohl genervt.
»Langweilig ist mir zwar nicht, aber wenn ich passende Klamotten anhätte, würde ich sogar streichen.«
Sie hatte den Mann gleich wieder erkannt. Vor zwei Tagen hatte sie ihn auf dem Fährboot zur Insel gesehen. Er hatte dort einer Touristengruppe die Wasserwege der Lagune erklärt und wusste offensichtlich gut über Land und Leute Bescheid. Von ihm konnte sie sicher einiges lernen.
»Wirklich? Oder ist das eine Ausrede? Wir werden sehen!«
Er zog ohne Umstände seinen fehlfarbenen Kittel aus und reichte ihr diesen. Er selbst trug nur noch eine Latzhose, der braune Oberkörper darunter blieb unbedeckt.
Warum nicht ein Segelboot im Urlaub streichen. An den üblichen Touristen Aktivitäten war Laura nicht interessiert. Es amüsierte sie zu sehen, wie weißhäutige Männer und Frauen nach den ersten beiden Tagen krebsrot mit Leidensmiene zum Frühstück im Hotel erschienen, sich mit Ausflugsbussen zu Sehenswürdigkeiten kutschieren ließen und am Abend die Discos bevölkerten. Auch ihre Freundin Sibille war neuerdings zu nichts Vernünftigem zu gebrauchen, leider. Laura würde lieber den Pinsel schwingen, das wäre doch mal eine neue Art von Aktivurlaub.
Sie streifte den Kittel über. Der Mann kam mit einem Farbtopf, Lappen und einer Rolle Klebeband an und half ihr, das Klebeband an der Wasserlinie zu befestigen, damit sie mit der blauen Farbe für das Unterwasserschiff nicht den weißen Teil des Rumpfes besudele.
»Die Antifouling-Farbe trocknet sehr schnell. Passen Sie auf, dass der Pinsel nicht am Rumpf festklebt!«
Damit ließ er sie allein, er habe noch Dinge mit dem Werftbesitzer, Meister António, zu besprechen, ließ er sie wissen (...)
"Portugiesisch. Vor diesem Urlaub hatte Laura einen Sprachkurs an der Volkshochschule besucht, um wenigstens einen Grundbegriff davon zu haben. Keine ganz leichte Sprache fand sie. Vor allem die Aussprache machte Laura zu schaffen; die nasalen Laute, die diese Sprache so weich und freundlich klingen ließen, fielen ihr schwer. Sie hatte den »Nachtzug nach Lissabon« gelesen und geglaubt, sie könne die Sprache ebenso schnell erlernen, wie Gregorius, aber dazu musste man wohl Lehrer oder Romanfigur sein. Dennoch liebte sie es, den Fischern zuzuhören, wenn sie im Hafen ihre Netze sortierten oder flickten. In aller Ruhe, so schien es, saßen sie da, rauchten und unterhielten sich dabei, palaverten. »Palavras« heißen die Worte in dieser weichen Sprache und Laura bemühte sich, wenigstens einige zu verstehen. Wenn sie durch die Markthallen schlenderte, wo der ganze vegetabile Reichtum der Nation angeboten wurde, Obst, Gemüse, Gewürze, Nüsse aber auch Fleisch, Käse und alle Sorten von Fisch, bemühte sie sich, ihre Einkäufe portugiesisch zu buchstabieren. Aber die Marktfrauen waren auf Urlauber eingestellt, viele brachten stolz englische Brocken hervor, andere sprachen Deutsch, hatten wohl einige Jahre in Deutschland gelebt und alle hatten die Technik gelernt, den Touristen ein Zettelchen mit dem zu zahlenden Preis unter die Nase zu halten."